[16:54, 27.9.2017] :
Wahnsinn ,
was ich heute wieder erlebt habe,
obwohl das vermutlich beim nachfolgenden Lesen bestimmt nicht so rüber kommt,
wie das tatsächliche Erleben der Situation!
Heute morgen ging es von meiner Unterkunft zu Fuß in Richtung Moschee und den Bazar.
Mit mir zogen zahlreiche Familien und Gläubige in die gleiche Richtung.
Qom ist schiitischer Wallfahrtsort und Zentrum schiitischen Glaubens.
Alle wollen zum "Holy Shrine", dem Grab von Fatima Masuma, pilgern.
Ein großer Unterschied war , dass die meisten Iraner oder auch ausländische
Schiiten schwarze Kleidung trugen und vor allem ein langärmeliges schwarzes Hemd,
ich dagegen hatte ein kurzärmeliges kariertes Hemd an und fiel in dem Menschenstrom auf.
Nachdem ich noch Geld umgetauscht hatte und eine kleine Runde über Bazar gedreht hatte,
wollte ich gerne direkt in die Moschee und diese möglichst auch besichtigen,
hatte aber gelesen, dass Nichtmuslime eigentlich keinen Zutritt haben.
Okay, ich wollte versuchen, auf Anpassung zu setzen, schlenderte über den Bazar
mit seinem Angriff auf alle Sinne, bunt , viele Menschen,
neue Eindrücke und nicht bekannte Auslagen , nicht erkennbare Stimmen und unbekannte Gerüche!
In einem kleinen Shop kaufte ich mir für 7 Euro ein langärmeliges schwarzes Hemd
und ließ es gleich an und ging wieder in die Moschee.
Ich schaute mir den Innenhof und die Architektur an und sah in den Nähe des
Schreins ein "Donation Office ", ein kleines Spendenbüro, das ich betrat.
Ich wies in Richtung Schrein und sagte dem Angestellten, dass ich No-Muslim
sei und ich wohl nicht in die Moschee darf.
Der Angestellte bat mich, mich zu setzen und telefonierte eine Weile,
als ein weitere Angestellter kam und mich bat, mitzukommen.
Mit diesem ging ich dann über den Jedermann zugänglichen Innenhof der Moschee,
nach einer Weile trafen wir auf einen schiitischen Geistlichen, es war Mullah Hosseini.
Zunächst war Mullah Hosseini erstaunt, dass ich als Christ auch ein langes schwarzes Hemd trug,
wie die Gläubigen und sprach mich in perfektem Englisch darauf an.
Ich erläuterte ihm , dass ich dies aus religiösem Respekt angezogen hatte.
Er bat mich mitzukommen und er erläuterte mir persönlich die Architektur
und die Geschichte der Moschee , in der mehrere Tonnen Gold verarbeitet wurden
und die gesamte Kuppel des Heiligtums mit Gold überzogen ist.
Beim weiteren Gehen erläuterte er mir, dass Fatima Masuma eine ähnliche Bedeutung habe
wie bei den katholischen Gläubigen die Jungfrau Maria.
Nach einer Weile gingen wir dann Richtung Schrein und mullah Hosseini besorgte
mir eine Plastiktüte für meine Schuhe, die ich auszog und später
auch in der Moschee in der Tüte mitführen konnte.
Wir gingen dann in Richtung Schrein, der bereits von zahlreichen Gläubigen belagert wurde,
alle beteten andächtig und waren ergriffen und fassten mit einer Hand den Schrein an.
Mullah Hosseini ging vor, berührte den Schrein und verweilte kurz andächtig.
Dann bat er mich, ich könne auch den Schrein berühren und mir etwas wünschen, was ich auch tat.
Das Ganze war schon durch die Spürbare Stimmung der Gläubigen eine andächtige
und ergreifende Situation, die man vermutlich beim lesen nicht so nachvollziehen kann.
Mullah Hosseini äusserte, das ist ein friedvoller Platz der Liebe und ich konnte noch
kurz in der Nähe des Schreins verweilen.
Anschließend ging der Mullah noch mit mir durch die weiteren üppig und
kunstvoll oft mit Spiegeln ausgestatteten Räume der Moschee.
Fotos sind aus religiösem Respekt im Schrein nicht erlaubt.
Etwas außerhalb zeigte er mir dann noch eine kleine Prozession zum bevorstehenden Aschurafest,
die mich ebenfalls erstaunte, da sich in Teilbereichen die Schiiten hier selber geißeln.
Im Hotel habe ich dann erstmal diese Eindrücke verarbeitet und zusammen mit Unterstützung
des Hotel Managers ein wenig die Saxonette geputzt.