Zündmodul raus aus dem "kühlenden" Luftstrom?
Verfasst: Donnerstag 18. August 2011, 23:40
Hallo Freunde,
irgendwoher stammt der Satz, das Zündmodul werde von "kühlender Ansaugluft" umspült bzw. es sitze im "kühlenden Luftstrom" der Ansaugluft.
Papalapapp! Geschwätz!
2009 war mir eine Zündspule und ein Modul abgeraucht.
Damals installierte ich einen Temperaturfühler, der im hintersten Deckel zwischen Modul und Luftfilter die Temperatur messen sollte (ich berichtete).
Die Außentemperatur betrug damals 15°C, also 10° weniger als gestern.
Gefahrene Strecke mit Vollgas und Temperatur der Ansaugluft zeigten folgenden Zusammenhang:
Die "Klappe" war ein 1cm² großer Ausschnitt im vorderen Drittel des Starterdeckels. Seitdem wissen wir, dass die Ansaugluft über die heiße Motorrückwand, das Polrad,die Zündspule und wohl auch über das Zündmodul um rund 30°C angewärmt wird. Das ist für die Leistung sicherlich Gift, aber für das Zündmodul und die Spule vielleicht die einzige Chance, nicht den thermischen Tod zu erleiden.
Kiemen wurden probiert und funktionierten. Es gab mehr und kühlere Luft ziemlich direkt auf die Spulen. Die blieben logischerweise kühler, ohne dass jemand das Vorher und Nachher gemessen hat.
Die Module machten damals sowieso keine Zicken, da speziell die T-Module elektrisch hoffnungslos überdimensioniert sind.
Es gab Klappen, Löcher, was weiß ich. Die Motoren waren ja auch schneller geworden und so fiel mehr Wärme an.
Elektronik hat allgemein was Empfindliches im Hinblick auf Vibrationen und Temperatur. Wenn sie nicht zerschüttelt wird, weil sie gut verarbeitet und vergossen ist, dann altert sie jedoch erheblich, wenn sie jenseits der Spezifikation betrieben wird. Die Kabel unserer Zündspulen verhärteten ungemein in kurzer Zeit - ein Indiz für ungesunde Temperaturen.
Jetzt habe ich mal ein Zündmodul ausgelagert, raus aus dem Ansaugtrakt, um zu messen, was hier eigentlich was kühlt oder aufheizt.
Messwerterfassung am Modul:
Der Temperaturfühler sitzt unter dem Isolierband. Das Modul wurde ausgelagert in den Battiekasten der Standlichtbox. Messwerterfassung an der Zündspule:
Der Temperaturfühler sitzt an der der Ansaugluft abgewandten Seite (unter dem Isolierband).
Dort, so vermute ich, wird die Spule heißer als auf der Seite, die im Luftstrom liegt. Die Messfühler arbeiten fast ohne Verzögerung. Sie benötigen auch keinen guten Kontakt zur Oberfläche.
Nehme ich den Messfühler an den Mund und atme einfach aus, dann zeigt das Thermometer augenblicklich vier bis fünf Grad mehr an.
Innerhalb ein, zwei Sekunden ist der Wert auch schon zur Raumtemperatur zurückgekehrt.
So sah das Rad dann bei meinen Messfahrten aus:
Oberes Thermometer zeigt die Modultemperatur in der Standlichtbox,
das untere zeigt die Zündspulentemperatur.
Hier noch vor Antritt der Fahrt. Damit ist geklärt, wir hatten 25°C im Schatten. Bei km 10 dann dieses Bild:...............................und bei 17,3km dieses. Dann stieg der Wert nicht mehr. Das Modul erwärmt sich also um 8°C, während die Zündspule auf dieser Strecke 41°C zugelegt hat.
Widerlegt ist damit das Märchen, dass das Modul in der "kühlenden" Ansaugluft untergebracht ist.
Nö, es brät im Backofen.
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Normalerweise gart das Modul also in der Ansaugluft. An anderer Stelle hatte ich gesagt, dass ich vermutlich die optimale kiemenfreie Zündspulenkühlung entdeckt habe. Es ist nichts Großes. Aber diese Änderung war im Testmotor schon verbaut!
Man betrachte die Bilder des Ansaugtraktes. Die Luft strömt original über das Vergasergehäuse hier ein:
1. Beim 199er Motor sieht das schreckliche Spiel so aus. Fast null Kühlung für die Spule.
Oben und unten sind je ein schmaler Schlitz; die Masse der Luft knallt gegen die Plastikwand.
Ansauggeräuschdämpfung der gröberen Art. Und glaube niemand, dass die Luft sonst irgendwo herkommt! 2. 299er Motor aufwärts. Hier gibt's nur noch die obere Öffnung Richtung Spule/Polrad.
Wo die angesaugte Luft die Spule, oder besser auf das Eisen der Spule trifft, sieht man hier: Meine Konsequenz war der Gedanke, ob nun der Plastikdeckel vor der Spule Teil des Ansauggeräuschdämpfers darstellt oder die Spule selbst, macht keinen großen Unterschied. Bei meinen Messungen war jedenfalls der Kunststoffdeckel soweit gestutzt, dass man - ohne Vergaser - die Spule hätte weitestgehend vom Hinterrad aus sehen können. Sie wird schon bei diesen Messungen fast vollständig von der Ansaugluft beaufschlagt.
Lt. Rep-Anleitung ließ Sachs/Hercules die Spule bei 90°C durchmessen. 66°C oder vielleicht 75 sind mir deutlich lieber.
Der Motor in diesem Test war der K3, also ein Motor mit doppelter Leistung als sehr gute Serienmotoren mit T-Modul.
Dieter
irgendwoher stammt der Satz, das Zündmodul werde von "kühlender Ansaugluft" umspült bzw. es sitze im "kühlenden Luftstrom" der Ansaugluft.
Papalapapp! Geschwätz!
2009 war mir eine Zündspule und ein Modul abgeraucht.
Damals installierte ich einen Temperaturfühler, der im hintersten Deckel zwischen Modul und Luftfilter die Temperatur messen sollte (ich berichtete).
Die Außentemperatur betrug damals 15°C, also 10° weniger als gestern.
Gefahrene Strecke mit Vollgas und Temperatur der Ansaugluft zeigten folgenden Zusammenhang:
Die "Klappe" war ein 1cm² großer Ausschnitt im vorderen Drittel des Starterdeckels. Seitdem wissen wir, dass die Ansaugluft über die heiße Motorrückwand, das Polrad,die Zündspule und wohl auch über das Zündmodul um rund 30°C angewärmt wird. Das ist für die Leistung sicherlich Gift, aber für das Zündmodul und die Spule vielleicht die einzige Chance, nicht den thermischen Tod zu erleiden.
Kiemen wurden probiert und funktionierten. Es gab mehr und kühlere Luft ziemlich direkt auf die Spulen. Die blieben logischerweise kühler, ohne dass jemand das Vorher und Nachher gemessen hat.
Die Module machten damals sowieso keine Zicken, da speziell die T-Module elektrisch hoffnungslos überdimensioniert sind.
Es gab Klappen, Löcher, was weiß ich. Die Motoren waren ja auch schneller geworden und so fiel mehr Wärme an.
Elektronik hat allgemein was Empfindliches im Hinblick auf Vibrationen und Temperatur. Wenn sie nicht zerschüttelt wird, weil sie gut verarbeitet und vergossen ist, dann altert sie jedoch erheblich, wenn sie jenseits der Spezifikation betrieben wird. Die Kabel unserer Zündspulen verhärteten ungemein in kurzer Zeit - ein Indiz für ungesunde Temperaturen.
Jetzt habe ich mal ein Zündmodul ausgelagert, raus aus dem Ansaugtrakt, um zu messen, was hier eigentlich was kühlt oder aufheizt.
Messwerterfassung am Modul:
Der Temperaturfühler sitzt unter dem Isolierband. Das Modul wurde ausgelagert in den Battiekasten der Standlichtbox. Messwerterfassung an der Zündspule:
Der Temperaturfühler sitzt an der der Ansaugluft abgewandten Seite (unter dem Isolierband).
Dort, so vermute ich, wird die Spule heißer als auf der Seite, die im Luftstrom liegt. Die Messfühler arbeiten fast ohne Verzögerung. Sie benötigen auch keinen guten Kontakt zur Oberfläche.
Nehme ich den Messfühler an den Mund und atme einfach aus, dann zeigt das Thermometer augenblicklich vier bis fünf Grad mehr an.
Innerhalb ein, zwei Sekunden ist der Wert auch schon zur Raumtemperatur zurückgekehrt.
So sah das Rad dann bei meinen Messfahrten aus:
Oberes Thermometer zeigt die Modultemperatur in der Standlichtbox,
das untere zeigt die Zündspulentemperatur.
Hier noch vor Antritt der Fahrt. Damit ist geklärt, wir hatten 25°C im Schatten. Bei km 10 dann dieses Bild:...............................und bei 17,3km dieses. Dann stieg der Wert nicht mehr. Das Modul erwärmt sich also um 8°C, während die Zündspule auf dieser Strecke 41°C zugelegt hat.
Widerlegt ist damit das Märchen, dass das Modul in der "kühlenden" Ansaugluft untergebracht ist.
Nö, es brät im Backofen.
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Normalerweise gart das Modul also in der Ansaugluft. An anderer Stelle hatte ich gesagt, dass ich vermutlich die optimale kiemenfreie Zündspulenkühlung entdeckt habe. Es ist nichts Großes. Aber diese Änderung war im Testmotor schon verbaut!
Man betrachte die Bilder des Ansaugtraktes. Die Luft strömt original über das Vergasergehäuse hier ein:
1. Beim 199er Motor sieht das schreckliche Spiel so aus. Fast null Kühlung für die Spule.
Oben und unten sind je ein schmaler Schlitz; die Masse der Luft knallt gegen die Plastikwand.
Ansauggeräuschdämpfung der gröberen Art. Und glaube niemand, dass die Luft sonst irgendwo herkommt! 2. 299er Motor aufwärts. Hier gibt's nur noch die obere Öffnung Richtung Spule/Polrad.
Wo die angesaugte Luft die Spule, oder besser auf das Eisen der Spule trifft, sieht man hier: Meine Konsequenz war der Gedanke, ob nun der Plastikdeckel vor der Spule Teil des Ansauggeräuschdämpfers darstellt oder die Spule selbst, macht keinen großen Unterschied. Bei meinen Messungen war jedenfalls der Kunststoffdeckel soweit gestutzt, dass man - ohne Vergaser - die Spule hätte weitestgehend vom Hinterrad aus sehen können. Sie wird schon bei diesen Messungen fast vollständig von der Ansaugluft beaufschlagt.
Lt. Rep-Anleitung ließ Sachs/Hercules die Spule bei 90°C durchmessen. 66°C oder vielleicht 75 sind mir deutlich lieber.
Der Motor in diesem Test war der K3, also ein Motor mit doppelter Leistung als sehr gute Serienmotoren mit T-Modul.
Dieter