Erfahrungsbericht Flyer

E-Bike, Pedelec, Elektrofahrrad
Antworten
spirit222

Erfahrungsbericht Flyer

Beitrag von spirit222 »

Nach der netten Begrüssung: hier mein angekündigter Bericht

Erfahrungsbericht Flyer C6

Im Sommer 2007 habe ich mir einen C6 Flyer Herrenmodell bestellt (Fahrrad Bruckner per Internet - aber besser ist es wohl es lokal zu kaufen).

Bild

Damals war ich nur ein bisschen Fahrrad gefahren und kaum fit. An jedem Berg und jeder Steigung bin ich keuchend hängengeblieben.

Mit dem Flyer wurde das deutlich besser. Es ist als wären die Berge einfach flacher. Man muss zwar immer noch kräftig mittreten, aber es geht immer voran. Selbst Steigungen von 12% verlieren ihren Schrecken (z.B. Osterode - Lerbach - Clausthal - wer es kennt!)

Der Flyer als Herrenmodell sieht einfach schick aus, die dicken Ballonreifen (50x559) ersetzen eine Federung und man kann mit ihm sehr gut auch Waldwege und Single Trails entlangfahren. Die Rollenbremsen sind nicht so toll, das ist das einzige was mich nicht überzeugt, nur die teuren Modelle haben eine Magura Bremse, da werde ich evtl. noch mal umbauen. Den Sattel habe ich gegen einen Brooks getaucht, der Runde Lenker fährt sich gut, die 8 gang Schaltung ist ok. Die Kette ist unter einem kettenschutz versteckt und hat wegen des Motors Umlenkrollen. Der Motor greift direkt an die Kurbel (? oder Kette ?) und nutzt so auch die Nabenschaltung. Der Halbmond-Lenker ist einfach per Hebel höhenverstellbar, das kann man gut nutzen. Zur Ergänzung habe ich Packtaschen oder einen Korb dran, um Proviant mitzunehmen oder Einkäufe zu tätigen.

Das Fahrrad fährt auch ohne Motoreinsatz gut, das höhere Gewicht merkt man weder auf der geraden, noch bergab. Bergauf schaltet man ja dann doch den Motor ein.

Bild

So nun zum Motorfahrbetrieb. Viele denken, "Elektrorad - brauch ich ja nicht treten!" : falsch!

Der Flyer unterstützt nur 1:1 (in der mittleren Stufe) meine Tretarbeit. Das ist zuerst ungewohnt: Wenn ich auf gerader Strecke den Motor anhabe und im 4. gang locker kurble, bekomme ich kaum Unterstützung, erst wenn ich selber viel Kraft hineinstecke, dann schiebt mich auch der Motor entsprechend. Das führt dazu dass man beim Einschalten des Motors meist 2 Gänge hochschaltet um mit mehr Kraft und damit mehr Unterstützung zu fahren. Und schneller ist man dann auch meist. Also eher ein Fahrrad für Krafttreter als Schnellkurbeler

Die beiden anderen Fahrstufen (leichte Unterstützung, 50% und schwere (150%) nutze ich fast nie, das eine lohnt nicht, das andere saugt die Batterie doch schnell aus), evtl. mal am Ende einer Tour am letzten Berg.

Bei Fahrradtouren schaffe ich meist ca. 5km/h mehr mit dem Flyer als mit einem motorlosen Fahrrad. Die Streckenlänge wird dann i.A. durch mein Sitzfleisch oder Handschmerzen oder so nach 60km begrenzt.

Geht es bergauf, so tritt man meist kräftig, also bekommt man auch gute Unterstützung vom Motor. Man fährt meist eher langsam im 3., 4. oder 5. Gang fast alle Berge hoch, den 1. oder 2. braucht es mit Motor selten (nur bei 12 - 18 Grad Wänden).

Oben angekommen, wir der Motor sofort wieder ausgemacht und weiter geht’s. Das schont die Batterie.

Bild

Die Reichweite: ich schaffe immer 50-60 km mit der Strategie. Meine längste Strecke war bisher 120km (Harz - Hannover - auf Nebenstrecken doch deutlich weiter als auf den Autobahnen) und da war die Batterie nur zu 3/4 leer. Eigentlich habe ich auf ca. 50 Touren erst einmal die Batterie leergefahren (und das auf der Tour Osterode - Hans-Kühnenburg 700 Höhenmeter (? gefühlt) )

Jetzt nach 2 Jahren scheint die Batterie etwas schwächer, aber so gerade am Rand des spürbaren - also evtl. sogar nur eingebildet.

Das ganze Handling der Batterie ist easy (per Schlüssel raus aus dem Rad, in das Ladegerät in der Garage, nach 3-4 h ist sie wieder aufgeladen).

Zwischendurch habe ich auch mal Elektroräder mit Antrieben probiert, die nicht die Tretkraft messen und das Treten unterstützen (beim Flyer sitzt der Motor an der Kurbel und zieht die Kette mit), sondern das Vorder- oder Hinterrad antreiben - das ist nix für mich. Dort ist das Fahrgefühl eher wie bei einer Saxonette, also das fahren ist spassig, aber mittreten erscheint meist unnötig (wobei ein leichtes Kurbeln aus rechtlichen Gründen vonnöten ist, sonst geht nix). Zudem verbrauchen sich meiner Erfahrung nach die Batterien dort schneller, und die meisten sehen doch sehr nach "Großmutterräder" aus.

Ein grosser Vorteil eines Elektrorades ist es nach der Winterpause leichter wieder in Form zu kommen. Das finde ich wichtig und erwähnenswert. Jedes Frühjahr fällt einem das Radfahren schwer, mit einem E-Bike freut man sich sogar darauf. Klares Plus.

Mit dem flyer kann man auch super durch die Wälder fahren, da der Motor fast unhörbar ist stört es keinen. Selten bemerken es andere kundige Radfahrer, mache haben die Batterie schon für eine Wertsachenbox gehalten, na gut das werden jetzt weniger, wo E-Räder bekannter werden.

Fast alle Testfahrer sind erst skeptisch und nach einer Runde begeistert. Ist so.

Für mich ein wirklich gutes Fahrrad, das man weiterempfehlen kann. Den Antrieb haben ja jetzt auch Kalkhoff u.a. übernommen, der flyer hersteller (Biketec) murmelt aber immer noch, dort wäre der Panasonic Antrieb verbessert eingesetzt (andere Lager, usw.) (da weiß ich nicht, ob das stimmt), jedenfalls haben die mit mehreren tausend Rädern p.a. doch einen Erfahrungsvorsprung.

Über die Höchstgeschwindigkeit habe ich jetzt nichts gesagt, aber ab 25 km/h ist man da selber für zuständig - das ist auch ok so.
doran

Re: Erfahrungsbericht Flyer

Beitrag von doran »

Hallo Spirit,
ein gelungener Erfahrungsbericht, nicht zu trocken u nicht zu umschweifig.Ich denke eine
willkommene Orientierungshilfe für Diejenigen die auf der Suche sind, u sich noch nicht
entschieden haben. Das "Flyer-Rad" genießt einen guten Ruf u zählt mit zu den Besten
auf dem Markt. Als "Fertigrad" vom Händler eine gute Wahl, ich gehe davon aus daß im
Fall des Falles Ersatzteilversorgung u Reparatur beim Händler funktionieren. Was ich
unterwegs an "Flyern" gesehen habe, hat mich immer überzeugt, wie mir scheint ein
tourentaugliches Rad. Wo der Einzelne seine Prioritäten setzt u zu welcher Entscheidung
das führt, ist für Aussenstehende kaum einzusehen. Solche Berichte helfen aber sehr
dem noch Unentschlossenen zu einer fundierten Entscheidung zu kommen.
Gruß Doran
nicht mehr Mitglied

Re: Erfahrungsbericht Flyer

Beitrag von nicht mehr Mitglied »

Hallo Spirit

Willkommen im Forum :welcome:

Kann mich DORAN's Posting nur anschliessen.
Dein sachlich neutrales Posting war für mich sehr intressant.
Das E-Bike sehe ich jetzt mit ganz anderen Augen.
Wir werden ( alle ) sehen was die Entwicklung dieser Technik noch gutes mitbringt.

.... wünsche allzeit gute Fahrt und immer genug Saft in Deinem FLYER :willauch:

mfg Bernd :wink:
DiDi
Beiträge: 2098
Registriert: Montag 20. Oktober 2008, 19:27
Wohnort: 42 Remscheid

Re: Erfahrungsbericht Flyer

Beitrag von DiDi »

Hallo Spirit,
ein schöner Bericht von Dir ,
der einem einen guten Eindruck gibt was man erwarten kann ,
das hilft schon weiter

Gruß
DiDi
Für den inneren Schweinehund gibt es eine Erklärung aus der Evolution ; er muss uns zugelaufen sein .
Benutzeravatar
Dieter-K
Beiträge: 4823
Registriert: Freitag 17. Oktober 2008, 22:26
Wohnort: Gelsenkirchen, Ruhrgebiet

Re: Erfahrungsbericht Flyer

Beitrag von Dieter-K »

Hallo Spirit,

danke für deinen informativen Bericht.
Die hochwertige Fahrradtechnik der Flyer begeistert mich. Dagegen wirkt auch die neueste Saxonette etwas plump und stockfischig.
Die beliebte Classic - entschuldigt Classic-Fans - kommt mir vergleichsweise vor wie ein Eisenhaufen.
Und meine ganz alten Lieblinge aus den 80er Jahren haben schlicht veralterte Fahrradtechnik. Knapp 5 kg weniger gegenüber den heutigen Rädern trösten ein wenig.

Grüße - Dieter
Gottfried

Re: Erfahrungsbericht Flyer

Beitrag von Gottfried »

@Dieter
Das ist bei der Classic so wie mit dem Mehrstufengetriebe, die einen lieben das Geräusch einer anfahrenden Straßenbahn, die anderen nicht. Die einen einen kennen die Vorteile der Technik, die anderen schmeißen es weg.

Jetzt aber zum Thema :
Das ist ein sehr klarer Bericht, der die Unterschiede m.E. zu unseren Saxonetten sehr deutlich herausstellt.
Leider zähle ich mich (noch?) nicht zu der Zielgruppe.
Außerdem fehlte mir bestimmt mir das "töfftöfftöff..." dabei.
Aber wie oben gesagt: Die einen und die anderen...
Gottfried
nicht mehr Mitglied

Re: Erfahrungsbericht Flyer

Beitrag von nicht mehr Mitglied »

Gottfried hat geschrieben:@Dieter
Das ist bei der Classic so wie mit dem Mehrstufengetriebe, die einen lieben das Geräusch einer anfahrenden Straßenbahn, die anderen nicht. Die einen einen kennen die Vorteile der Technik, die anderen schmeißen es weg.

Jetzt aber zum Thema :
Das ist ein sehr klarer Bericht, der die Unterschiede m.E. zu unseren Saxonetten sehr deutlich herausstellt.
Leider zähle ich mich (noch?) nicht zu der Zielgruppe.
Außerdem fehlte mir bestimmt mir das "töfftöfftöff..." dabei.
Aber wie oben gesagt: Die einen und die anderen...
Gottfried
Oh , wie Recht Du hast Gottfried !
( ..es gibt auch welche die fahren in die neuen Bundesländer um einen EISENHAUFEN zu erstehen =-O :willauch: )

Aber wollen wir den sachlichen Bericht über den FLYER hier nicht unnötig belasten.
mfg Bernd
Benutzeravatar
Dieter-K
Beiträge: 4823
Registriert: Freitag 17. Oktober 2008, 22:26
Wohnort: Gelsenkirchen, Ruhrgebiet

Re: Erfahrungsbericht Flyer

Beitrag von Dieter-K »

Hallo Bernd,

na, wer macht denn so was? (In die neuen Bundesländer fahren..) Unvorstellbar! Sollte ich das etwa gesesen sein? :mcgreen:

Klar, alles eine Frage des Geschmacks und der persönlichen Vorlieben. Da gibt's kein Gut oder Schlecht.
Ich zähle ja auch zur Fraktion der Töff-töff-Fahrer. Habe aber viel Verständnis, wenn jemand sich ein Klasse-Pedelec zulegt.

Dieter
Antworten