Hallo Hans Günther, so jetzt habe ich etwas Zeit! Zunächst noch zu gestern:
Nachdem ich recht frühzeitig vom Hotel weggekommen war, legte ich die ersten 85 km zügig zurück,
es gab kaum Berge, aber gegen Mittag wehte dann ein heftiger Seitenwind, der mich fast auf die
Fahrbahn fegte, da er von rechts kam. ca 5 km nach der Pause erwischte mich mein erster Platten
am Hinterreifen, genau! Es sollte noch heftiger werden. Das Loch konnte ich recht zügig flicken und
es konnte weiter gehen. Jetzt waren einige größere Berge zu überwinden und bei teils starken
seitlichen Böen machte es wirklich keinen Spaß nach weiteren ca 7 km bemerkte ich, dass die Luft
anscheinend wieder weniger wurde im Hinterreifen?
na gut, zunächst aufpumpen und weiter,
zumindest die nächsten 5 km , dann wurde es hinten wieder schwammig, es hilft nichts, ich musste
noch mal ran. Wieder den Schlauch bei eingebautem Hinterrad aus dem Mantel gezogen, aufgepumpt
und...... ich konnte kein Loch finden ich benutzte etwas Wasser zur Lokalisierung eines Lochs, nix.
Zudem war der Wind und der Fahrzeugverkehr so laut, dass ich auch ein Luftentweichen nicht hören konnte.
Also hieß es Hinterradausbau und einen neuen Schlauch einziehen, was wiederum einige Zeit in
Anspruch nahm. Letztendlich klappte es aber und ich konnte weiter Nachdem ich getankt hatte,
sollte kurz dahinter ein Tunnel kommen, den ich eigentlich umfahren wollte, aber irgendwie verpasste
ich die Abzweigung und stand plötzlich vor dem 1 km langen Tunnel, ich stieg ab und zögerte, weiter? Oder zurück?
In diesem Moment hielt ein iranischer Motorradfahrer neben mir ( sind nicht wie die typischen
deutschen Motorradfahrer ausgestattet, da hier jeder nur eine 125er fährt und das ohne Helm!)
Er begrüßte mich herzlich und gab mir seine etwas dreckige Hand, ich schaute auf sein Motorrad,
das beladen mit weißen großen Plastiksäcken war, wie er mir zeigte, enthielten die Säcke
geernteten Pfeffer. Mit Mimik und Gestik fragte ich, ob die Tunneldurchfahrung problematisch sei,
das verneinte er und lud mich gleichzeitig zu sich nach Hause ein. Zu diesem Zeitpunkt war es schon
dunkel und ich musste mit Licht fahren, hatte mir aber ein Gästehaus in Saadat Shahr bereits ausgeguckt.
Wir durchquerten den sehr gut beleuchteten Tunnel zügig und der ältere Motorradfahrer fuhr hinter mir.
An einer Abzweigung hielt ich noch kurz an und er bat mich noch einmal zu sich, ich machte
Verständigungsprobleme deutlich, aber irgendwie ließ er durchblicken, dass "Allemagne" kein Problem sei.
So sagte ich zu und fuhr hinter ihm her, durch einen kleinen weiteren Tunnel und über Feldwege,
was mir doch zunächst etwas komisch vorkam. Nichtsdestotrotz standen wir dann vor seinem netten
Haus mit abschließbarem blickdichtem Tor und seine Frau Maryam und der Sohn Mahdi begrüßten
mich herzlich und nahmen meine Sachen in Empfang, ich war in diesem Augenblick überwältigt und
sehr gerührt, wie gastfreundlich die Iraner sind, zumal ich nach diesem sehr anstrengenden Tag
Ruhe gebrauchen konnte. Der Motorradfahrer hieß Mohammed Reza und informierte sofort weitere
Familienmitglieder, die nach einer Weile ebenfalls erschienen, darunter Tochter mit Kind sowie seinen
Bruder mit Frau und Kindern, Maryam bereitete noch ein in leckeres Abendessen und ich musste noch
mit Onkel Abdul in deutscher Sprache telefonieren, der in Heidelberg seit vielen Jahren wohnt und als
Arzt im Krankenhaus arbeitet, aber aktuell im Iran Urlaub macht, dann war ich nach 159 km einfach nur
noch platt und schlief sofort in dem von Maryam gemachten Bett auf dem Wohnzimmerteppich glücklich ein.