Die Störanfälligkeit der Pedelec

E-Bike, Pedelec, Elektrofahrrad
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doran

Die Störanfälligkeit der Pedelec

Beitrag von doran »

Die Störanfälligkeit der Pedelec.

Hier wird wohl der größte Teil der Leser, die Störanfälligkeit der Pedelec im Vergleich zur Saxonette interessieren. Da ich im Sommer mit Begeisterung mit beiden unterwegs bin, und dies seit mehreren Jahren,-
kann ich eine Beurteilung mit einiger statistischer Absicherung abgeben.
Man muß sich erst selber ehrlich fragen, wie man die Dinge sehen will.
Einerseits nüchtern & rational oder mit Gefühl & Herz, oder halbe/halbe.

Persönlich entscheide ich mich für halbe/halbe. Da beide ihre Vorzüge &
Nachteile haben, möchte ich auch keines von beiden missen.
Die Schwächen & Stärken der Saxo hier zu beschreiben, hieße "Eulen
nach Athen tragen". Das erspare ich mir & den Lesern.

Die Pedelec sind einerseits recht robust & lassen bei "guter Behandlung"
kaum böse Überraschungen erwarten. Ihre Achillesferse ist die Elektronik
& die Feuchtigkeit. Beispiel: dringt Kondensfeuchtigkeit in die Steuer-
anzeige ( Display oder auch Panel genannt ) passieren die "tollsten"
Sachen. ( eigene Erfahrung ) Da schon nach gut einem 3/4 Jahr nach einem Gewitter-Sturzregen 1-Tröpfchen Feuchtigkeit in die Anzeige durch
einen "Haarspalt" gelangt war, nahm das Unheil seinen Lauf. Der Tropfen
ging in Wasserdampf über, & sorgte für Kriechströme die zum "Spinnen"
der Steuerung führten. Was tun? Eine neue Anzeige kaufen, oder ein 1mm Loch bohren ( seitlich oder unterhalb ) & bei nächster Gelegenheit
in die pralle Sonne setzen, damit der verdampfte Tropfen verdunstet. Das
hat zu 90% funktioniert. Heißt- ein paar Einzelsegmente der Anzeige ver-
sagen seither ihren Dienst, die Steuerung als Ganzes geht aber. Mit der
Zeit wird der Kunststoff der Anzeige immer spröder. Es kommt vermehrt zu
kleinen Haarrissen. ( Zeitraum ~ 5..6 Jahre ) Abhilfe habe ich geschafft,
indem ich eine Kunststoffabdeckung - durchsichtig - mit Kabelbindern so
befestigt habe, daß die Anzeige weitestgehendst vor Regen geschützt ist.
Außerdem steht das Rad kaum im Regen, es sei denn, wir werden unterwegs von einem Regenschauer überrascht. Die Steckverbindungen
habe ich mit Kunstoff-Isolierband umwickelt & mit Kabelbinder verzurrt.
Damit wurden auch sie regensicher. Offene spannungsführende Metall-
teile mit durchsichtigem Lack oder Nagellack überpinseln. Das verhindert
Kriechströme & unangenehme Überraschungen. Verhindern, daß nirgendwo Kabel "auf Zug" stehen. Das führt zu Durchscheuern & Kurz-
schlüssen. Meist kann man durch "Nachschieben" etwas "Luft" schaffen.
Im Extremfall Kabel verlängern oder eine zusätzliche Steckverbindung
schaffen. Damit gewinnt man ~ 2 cm Länge. Ist abzusehen, daß das Rad
im Regen zu stehen kommt, kann es sinnvoll sein, eine richtige Radschutzhülle
mit zu führen oder eine Folie, die man mit Klammern am "Wegfliegen"
hindert. Von Zeit zu Zeit schaut man sich die "Messerkontakte" des Akku
an, & beseitigt Beschlag. Hat sich bereits "Grünspan" gebildet, war der
Kontrollzeitraum schon zu lange. Frost mag der Akku nicht. So robust
wie Auto-Bleiakkus sind die Pedelec-Akkus nicht. Sinnvollerweise vermeidet man Temmperaturen unter 3..5 Grad C. Zwar gehen sie darunter nicht schlagartig kaputt, doch ist es ihrer Lebensdauer abträglich. Pedelec-Akkus sind symbolisch betrachtet "die Rennpferde"
unter den Akkus, auf Hochleistung getrimmt, aber genauso empfindlich.

Zusammenfassung:

Der ärgste Feind des Pedelec ist eindringende Feuchtigkeit in die Elektronik. Verhindert man das, wie beispielhaft oben beschrieben, hat
man schon halb gewonnen. Die Elektronik dankt es mit fortwährender
Funktion. Der zweite Feind sind blanke stromführende Metalloberflächen
die oxidiert oder korrodiert sind. Den Anfang bildet der gräuliche Beschlag
der irgendwann zu Grünspan wird. Daraus resultieren Wackelkontakte &
"spinnende Steuerungen". Ein Patentrezept gibt es hier nicht. Je nach
Einzellage kann putzen - lackieren oder einsprühen mit Silikonöl oder
Kontaktspray sinnvoll sein. Wer das nicht selber entscheiden kann, muß
halt einen "Kundigen" fragen. Der dritte Feind sind Dauerregen denen das
Pedelec ausgesetzt sein kann. Es hat nicht die ausgereifte Abdichtung
unserer Autos. Es ist alles einfacher "gestrickt", & technisch weniger aufwendig ausgeführt, oft primitiv - billig. Verbindet sich Wasser oder
Feuchtigkeit mit Schmutz, sind Kriechströmen & Kurzschlüssen Tür &
Tor geöffnet. Das Pedelec " bedankt " sich mit einer Funktionsstörung.
Wer das vermeiden will, sollte obige Ratschläge beherzigen.

Wer sich daran hält, wir voraussichtlich froh mit seinem Pedelec. Er
erlebt eine Funktionssicherheit, wo Saxonettefahrer nur von träumen
können. Beim Kauf eines Serien-Rades sollte man daran denken,
daß Pedelec von großen Firmen in der Regel ausgereifter sind, als
Räder kleiner Hersteller. Die "Nachentwicklung" über Testbetrieb ist
halt sehr teuer & oft über die Stückzahlen nicht finanzierbar. Dann
wählt man den Weg der Rückmeldung von der Kundenseite, um Ver-
besserungen umzusetzen. Für den Kunden kann das im Einzelfall
unangenem werden. Genauso sollte man bedenken, daß Räder im
harten Sporteinsatz ( Mountainbike & S-Pedelec ) oft im Grenzbereich
betrieben werden, & folglich statistisch zu erhöhten Ausfallraten neigen.
Letztendlich kann man auch ein "Montagsrad" erwischen, wo von Anfang
an, der Wurm drin ist. Da hilft auch sorgfältiger Umgang nicht weiter.
Da die meisten Fehler jedoch während der Garantie auftreten, kommt
dem "Montagsrad" keine allzu große Bedeutung zu. Kauft man das Rad
im Frühjahr & es zeigt währen der Saison keine "Dauermacken" wird es
wohl im nächsten Sommer klaglos seinen Dienst verrichten. Akkus, im
Winter geladen im frostfreien Keller oder Garage lagern. Im Januar kontrollieren & nachladen wenn die Spannung um die Hälfte des "Hubes"
abgesunken ist. Heißt: der 24V Akku hat geladen ~ 27,5..28V entladen
20V - Mittelspannung 23,5...24V. Wird die erreicht oder unterschritten
muß nachgeladen werden im Januar. Bei den 36V & 48V Antrieben gilt
im Prinzip gleiches. Wer auf Nr. Sicher gehen will, kann in jedem Fall
nachladen, der Automat beendet stets korrekt die Ladung, passieren
kann nichts. Allgemein ist es sinnvoll, wenn ein Rad störungsfrei läuft,
nichts zu verändern. Jede "Verbesserung" oder "Update" gerät rasch
zur "Verschlimmbesserung" & man denkt hinterher, hätte ich da nur
die Finger von gelassen.

Allgemein für diejenigen, die es etwas genauer wissen wollen , mit der
zu erwartenden Ausfallwahrscheinlichkeit, folgende Überlegungen:

Da die Betriebsspannung nur 24 - 36 - oder 48 V beträgt, sind Ausfälle
der elektronischen Bauteile kaum zu erwarten. Spannungen dieser
Größenordnung sind mit Chips ( hochintegrierte Schaltkreise ) als auch
mit Transistoren oder Fet's ( Feldeffekttransistoren ) oder OP's (Operationsverstärker) dauerhaft beherrschbar.
Da die Spannungsquelle ( Akku ) "weich" ist, ( relativ großer Innenwiderstand ) werden die Kondensatoren
kaum mit steilen Spannungsanstiegen belastet. Zu erwarten sind einige
Volt im Mikrosekundenbereich, was selbst Elektrolyt-Kondensatoren
noch gut verkraften, ob als "Koppel-C" oder "Abblock-C". Die Steuerplatinen sind heute alle mit kleinsten "SMD"-Bauteilen, oberflä-
chenmontiert -( Surface-Mounted-Devices ) bestückt. Die Wärmeentwick-
lung gegenüber der alten Technik ist gravierend geringer, parallel dazu
auch die zu erwartende Ausfallrate. Spannungsspitzen wie sie im 230V-
Netz auftreten, sind ebenfalls nicht zu erwarten. Natürlich, wenn die Aus-
fallrate 1:1000 ist, hat Einer Pech, während 999 froh sind & das Rad loben
wegen seiner Betriebssicherheit. Vermeidet man Eindringen von Feuchtigkeit, stehen die Zeichen auf "grün" bezogen auf eine lange Nutzungsdauer ohne Ausfall. Der Akku verabschiedet sich langsam,
hält ~ 500 ...1800 "Nachladungen" aus & wird dann irgendwann gegen
einen Neuen gleicher oder neuerer Bauart ausgetauscht. Nach ~10..12
Jahren sind die heutigen Pedelec technisch so veraltet, daß man sie
mit viel Aufwand "modernisiert", mit viel Eigenleistung & Sachverstand.
Allen Anderen kann man nur raten, das alte Rad billig weiter zureichen
& auf ein moderneres Rad um zu steigen. Gruß Doran
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