Pedelec - Kauf im Frühjahr 2010 - T1

E-Bike, Pedelec, Elektrofahrrad
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doran

Pedelec - Kauf im Frühjahr 2010 - T1

Beitrag von doran »

Dieser Bericht soll all Denen eine Hilfe zur Entscheidung für ein Pedelec sein, die mit der
"Kaufberatung" des einen oder anderen Verkäufers nicht hinkommen. Zielgruppe sind nicht Leute
ohne jegliche Vorkenntnisse, - sondern Leute mit allgemeinen - technischen Vorkenntnissen
( gestandene Radler und /oder Saxofahrer) Wer meine bis dato geschriebenen Berichte gelesen
hat, wird sicher vom Verständnis her einen Vorsprung haben. Grundsätzlich gelten meine bisherigen Ausführungen über Akkus - Motoren - Rahmen - Bauarten usw. weiterhin. Da der Markt im Fluß ist, ( es auch sein muß) macht es Sinn, ab und zu auf die Veränderungen
einzugehen. Wer immer fleißig mitliest, "bleibt am Ball".

Vom Preis her kann man den Markt in 4 Segmente aufteilen. ( Bezug ist der Preis )
1. die "Bau / Supermarkt Klasse in der Größenordnung ~ 600... .900 Euro
2. die Niedrigpreis-Klasse der Marken / Fachhändler ~ 1000.. .1700 Euro
3. die Mittelklasse- Markenräder / Fachhändler ~ 1800. 2100 Euro
4. die Hochpreisklasse Edelmarken / Fachhändler ~ 2200. .3000 Euro
4.a die Hochpreis - Exoten ~ 3000. 4500 Euro
5. die Nachrüster unterschiedlicher Art

Zu 1.
Wann kann man sich sinnvoll für die Klasse 1 entscheiden ? Man darf keine überhöhten
Anforderungen stellen, und seine Forderungen stets im Gleichgewicht zum Preis halten, den
man bezahlt hat, dann kommt man prima mit diesen Rädern zurecht. Heißt:
für die Kurzstrecke ( 45km / Tag max.) ohne Hügel / Berge ohne heftigen Gegenwind,
fürs "lockere Dahingleiten" ( spazieren-fahren) für Leute ohne Hast und Leistungsdruck.
Nicht "rausholen was das Zeug hält" - nicht im Regen stehen lassen ( Ausnahmen sind möglich)
keine Gewalttouren über Stock und Stein - Akku nicht leerfahren bis der Motor stehenbleibt usw.
Der Hintergrund ist, daß solche Räder mit etwas minderwertigerem Material gebaut sind. Die
Widerstandskraft der Komponenten ist geringer, bezogen auf den betriebsbedingten Verschleiß.
Wer das im Hinterkopf hat und seine Anforderungen anpasst, kann durchaus mit dem Rad zurechtkommen und eine Lebensdauer von 10...20 Jahre erreichen ( Akku ausgenommen )
Die Ersatzteile sind Berichten von Käufern zufolge moderat. So wurde wiederholt berichtet,
daß ein Ersatzakku zwischen 200...300 Euro liegt, da kann kein "Markenrad-Akku" mithalten. Dabei ist die Rede von einem 24V / 10Ah Lithium-Ionen Akku - also kein "alter Murks".

Bei Regler und Motoren ist der Preis auch vergleichbar niedrig. Nachteil, man kann nicht zu jedem
Händler um die Ecke gehen - muß den "mobilen Kundendienst" des Importeurs bemühen. Das
scheint - so man den Erfahrungsberichten glauben darf, zu funktionieren. Findet man einen Händler der pragmatisch denkt, kann es durchaus sein, daß man auch dort sein Rad repariert
bekommt. Nachfragen sollte man immer - sagt der Erste nein - auch mal beim Zweiten versuchen.
Fazit: Wer nur gelegentlich fährt - kürzere Strecken fährt - nicht "das Letzte rausholen" will,
behutsam und pfleglich mit dem Rad umgeht - Schäden gleich in Ornung bringt ( oder bringen läßt) bezahlt nur den halben Preis und fährt genauso lustig durch Stadt -Wald -Feld. Zu empfehlen
für ruhige, ausgeglichene Menschen die nur entspannt radeln und die Natur genießen wollen - oder ein anspruchsloses Stadtrad / Einkaufsrad / Kurzstreckenrad suchen, nichts für "Freaks" und "Leistungsträger" die sich - und dem Umfeld noch etwas beweisen wollen.

Zu 2.
Für eine Entscheidung zur Gruppe 2. - folgende Argumente. Die Räder der Gruppe 2 werden sowohl von Einzelhändlern als auch von Händlerketten und Versandhäusern angeboten. Es wird
eine Ersatzteilhaltung oder kurzfristige Besorgung in Aussicht gestellt. ( nicht immer wird das gehalten ) Repariert wird vor Ort in der angeschlossenen Werkstatt des Händlers. Ob das immer
klappt und das nötige Fachwissen vorhanden ist, läßt sich nicht allgemein bejahen oder verneinen. Ein "Crashkurs" von 1..2 Wochen macht aus einem Fahrradmechaniker noch keinen Elektroniker . Zum Austauschen einzelner Baugruppen wird 's wohl reichen. Für größere Analysen
bei Fehlern in der Elekronik eher nicht. Doch ist die "Reparatursicherheit" gegenüber Gruppe 1.
deutlich stabiler. Räder der Gruppe 2 sind ( mit Ausnahmen) genauso China - Produkte wie die
aus Gruppe 1. Daran ändert auch nichts, wenn mal eine "deutsche Klingel" montiert wird und
anschließend ein Etikett "made in Germany" aufgeklebt wird. Echte EU oder Germanyfertigungen
findet man nur im Hochpreis - Segment. Die dann zu erwartende Qualität ist höher, aber nicht proportional zum Preis - da gibts einen deutlichen Abstand. Wer Wert auf ein ausgewogenes
Preis / Leistungsverhälnis legt, kommt in der Gruppe 2 bestens zurecht. Bei der kurzen "technischen Halbwertszeit" verlieren die Hochpreisräder zu viel in zu kurzer Zeit. Heißt:
Auch das "Hochpreisrad" kann in 5..6 Jahren technisch nicht mehr mit den Neuentwicklungen
mithalten. Gebraucht - muß man mit einem gewaltigen Preisabschlag rechnen - bei Mittelklasseräder ist dieser Verlust moderater.
Realistisch sollte man sich darauf einstellen nach 3...6 Jahren - erster Akkutausch, nach 9..12 Jahren wieder Akkutausch - danach wirds schwierig. Ob man den originalen Akku danach noch bekommt, ist offen. Ob es sinnvoll ist, in veraltete Technik noch so viel zu investieren, - eine "Glaubensfrage" . Bei der Saxo ist das einfacher - da hat sich in 20 Jahren so wenig getan, daß auch Saxos mit 20 Jahren auf dem Buckel noch sinnvoll "überholt" werden und sogar noch einen neuen Motor verpasst bekommen - auch das hat was. Die "Saxofans" wissen das zu schätzen ! Grundsätzlich kann man die Elektroräder später auch mit einem anderen Akku versehen. Doch man begibt sich dann in den Bastelbereich - bei den hohen Stundensätzen müssen sich die offiziellen Werkstätten dann aus wirtschaftlichen Gründen verabschieden. Das "Anpassen" wird zu zeitaufwendig - genormte "Schnittstellen" als auch Anschlüsse gibt es nicht. Wer elektrische Vorkenntnisse mitbringt, bekommt das sicher hin, und kann ein gut erhaltenes Rad dann mit einem moderneren größeren Akku versehen. Von den Kosten her eine verlockende Sache. Wer wenig eigene Kenntnisse besitzt, braucht zumindest einen "Ratgeber" in seiner Nähe, der im Notfall aus der Klemme hilft. Bei den Spannungsangaben ist teilweise etwas Verwirrung entstanden. Offiziell sind die Klassen 24 - 36 - 48 Volt. Bei Lithium- Akkus verschiedener Art passt diese Einteilung nicht immer genau, so daß gerne mal großzügig aufgerundet wird. So werden schon mal 25V oder 26V angegeben, das macht sich gut, ergibt auf dem "Papier" etwas mehr Leistung, sollte man aber nicht überbewerten.

Jedenfalls, 10Ah für einen 24V - Antrieb sollten es schon sein. Für Kurzstrecken oder Stadtbetrieb
wird es sicherlich reichen, mehr ist natürlich stets ein Gewinn. Ob Lithium-Ionen-Polymer oder Lithium-Polymer-Mangan spielt nicht die große Rolle, nur "NimH-Akkus" sollte man für ein neues Rad meiden. Zu erwarten steht bei 24 V - 10 Ah eine Fahrstrecke von 45...50 km bei 50% Unterstützungsgrad - ohne Steigung und kräftigem Gegenwind. Bei 50 W. Eigentrittleistung gibts 25 W. Schub dazu - macht 75 W gesamt. Damit läßt sich eine Reisegeschwindigkeit von 17..18 kmh erreichen. ( flache Strecke ohne Gegenwind ) Wer als Verkäufer mehr verspricht, lügt - oder weiß nicht wovon er spricht. Ob ein Rad in dieser Preisklasse 2 oder 3 Unterstützungsmodi besitzt, ist wenig von Bedeutung. Die Unterstützungsfaktoren bewegen sich in der Regel zwischen 50% und 100% - seltener 33% bis 150%, da muß man im Einzelfall ( wenns einem wichtig erscheint) nachfragen. Meist wird der Verkäufer keine Angabe machen können, oder er erzählt irgend etwas. ( zeigen lassen - wo es gedruckt steht) Wer allzu kritisch nachfragt, macht sich leicht unbeliebt bei den Verkäufern.
Käufer der Gruppe 2 sind üblicherweise keine "Technik-Freaks" und nerven den Verkäufer nicht
mit gezielten Fachgfragen. Wer Ansprüche stellt, ähnlich der Käufer der Gruppe1 - Räder, aber
etwas mehr "Reparatursicherheit / Ersatzteilsicherheit" - etwas mehr Qualität und Komfort wie
z.B. Federung möchte, nimmt ein Rad der Gruppe2. Diese Räder sind ebenfalls nichts für hohe
Dauerbelastung - lange Touren - schweres Gelände oder rauhe Handhabung. "Leistungs-Freaks"
sollten Abstand nehmen. Der Wiederverkaufswert ist recht günstig - man liegt immer in der Mitte,
sowohl beim Wertverfall als auch bei den Ersatzteilpreisen - aber auch bei der Leistung und
Langlebigkeit. Wer damit zurechtkommt ist hier gut bedient. Um nicht zu überziehen - weiter in
Teil-2. Gruß Doran
stefanfahren

Re: Pedelec - Kauf im Frühjahr 2010 - T1

Beitrag von stefanfahren »

Hallo Doran,

ich verfolge deine Kommentare schon eine ganze Weile. Ich habe sehr viel von deinen Ausführungen gelernt. Wobei ich jedoch zugeben muß, daß mich das Ergebnis der Elektrotechnik auf der Straße mehr interessiert als die Theorie. Ich habe von dem Panasonic Akku und Motor Bilder von den Innereien gesehen. An dem Akku gibt es sowieso nichts zu basteln. Der Saxonettenmotor ist im Gegensatz zum Panasonic Motor harmlos.Wer will kann es einmal unter dem Stichwort motorunit 1 versuchen.
Die Saxonette ist für Bastler und Tuner wie geschaffen. An der E-Technik versuchen sich die Leute ebenfalls mit Erfolg: Siehe Pedelecforum. Allerdings den optimalen Akku hat noch niemand entdeckt. Wahrscheinlich ist die Zeit noch nicht reif!

Viele Grüße
Stefan
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